Feridun Zaimoglu – bekennender Muslim, Schriftsteller mit türkischen Wurzeln und einem deutschen Pass- kann der Umwidmung der Hagia Sophia in Istanbul vom Museum in eine Moschee etwas abgewinnen. Ein türkischer Historiker fordert derweilen schon die Entfernung von christlichen Mosaiken, da die Muslime nicht unter dem Bildnis einer „Hure“ beten sollen müssen.
„Ich begrüße, wenn in einem Gotteshaus wieder ein Gott angebetet wird“, so Zaimoglu in einem Interview mit seinem Arbeitgeber, der Zeit, wo er Literaturkritiken und Essays veröffentlicht. „Die Hagia Sophia wurde ja schließlich nicht als Verwahranstalt und Showroom von Kultgegenständen gebaut“, so der türkischstämmige Schriftsteller.
Für die Entscheidung des islamischen Despoten Erdogans, die einst wichtigste Kirche des christlichen Abendlandes in eine Moschee umzuwandeln, zeigte Zaimoglu ebenso Verständnis wie dafür, dass die Menschen – im konkreten Fall dürfte er hier ausschließlich seine muslimischen Glaubensbrüder gemeint haben – an heiligen Stätten hängen. „Wir sprechen vom Hergebrachten, von steingewordener Geschichte“, so der Schriftsteller weiter. „Aber erst mal werden nun in der Hagia Sophia nicht mehr massenweise Touristen reinlatschen und immerfort Fotos knipsen können.“
Muslimische Eiferer fordern die Zerstörung der weltberühmten christlichen Mosaike
Da bildliche Darstellung von Menschen in der rückständigen islamischen Ideologie nicht erlaubt sind, müssen die historischen christlichen Abblildungen von Maria, Jesus und Heiligen während der islamischen Gebetes, das am morgigen Freitag erstmals unter Medienrummel stattfinden wird, verschwinden. Mit Vorhängen sollen die Mosaiken während der islamischen Gebete in der ehemaligen Kirche verhüllt werden, erklärte Erdogans Regierungssprecher. Ob die Türken zur Befestigung von Halterungen Löcher in die jahrhunderte alten Mosaike bohren werden, ist noch nicht geklärt.
Der türkische Historiker Ebubekir Sofuoğlu hat bereits die Entfernung der christlichen Mosaike aus der in eine Moschee umgewandelten Hagia Sophia verlangt. „Wenn die Ikonen nicht aus der Ayasofya verschwinden, wird dies die erste Moschee, in der die Prostituierte Zoe und die Prostitution zu Schau gestellt werden“, schrieb der islamiche Eiferer auf Twitter. Damit spielte er auf Bilder der byzantinischen Kaiserin Zoe an. Die christliche Herrscherin hatte mehrmals geheiratet und soll verschiedene Liebhaber gehabt haben. Die Darstellungen seien eine Respektlosigkeit, so Sofuoğlu weiter. „Und der Schutz dieser Symbole und der Unsinn muss aufhören.“
Die Hagia Sophia, so befürchten Kritiker, könnte als Moschee nun der Gefahren ausgesetzt sein, vor denen sie als Museum noch geschützt war. Muslime könnten sich aufgerufen fühlen, die teilweise leicht erreichbaren Mosaiken zu zerstören. Bisher wachte Museumspersonal darüber, dass ihnen niemand zu nahe kam und dass niemand Graffiti an die Wände sprühen konnte.
Das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei hatte auf Weisung Erdogans entschieden, dass die Hagia Sophia wieder als Moschee genutzt werden darf. Daraufhin hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bekannt gegeben, dass das erste muslimische Freitagsgebet in der Hagia Sophia am 24. Juli stattfinden soll.
Ab diesem Datum allerdings wird die ehemalige Perle und wichtigste Kirche der Christenheit – im Jahre 527-532 erbaut und von den Osmanen 1453 bei der Eroberung Konstantinopels eingenommen – nun vom islamischen Frühgebet bis zum späten Abend geöffnet sein – ohne Museumswächter. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch dieses historische Baudenkmal – was den Muslimen mangels eigener Kreativitiät als Vorbild ihrer Moscheebauten diente – dem Islam zum Opfer fällt. (SB)