Großbritannien ist offen für Scharia Banking. Die Bank von England richtet eine Scharia konforme Einlagenfazilität ein, die keine Zinszahlung beinhaltet.
Nach dem islamischen Recht der Scharia, dürfen Banken weder Zinsen zahlen noch nehmen. Scharia konforme Banken weichen deshalb auf Gewinnbeteiligungsmodelle aus. Zu Beginn des neuen Jahres wird die britische Notenbank deshalb eine neue „Alternative Liquiditäts-Fazilität“ eröffnen.
Sie werde damit die erste Zentralbank in Europa sein, die eine Einlagenfazilität für Kreditinstitute eröffne, die nach islamischen Vorgaben operierten, schreibt die Ratingagentur Moody’s. Die Einlagenfazilität der Zentralbank ist eine Art Konto, auf dem Geschäftsbanken überschüssige Liquidität parken können. Für die Scharia-Banken böten sich damit verbesserte Möglichkeiten des Liquiditätsmanagements.
Der Direktor der Marktoperationen der Bank of England Andrew Hauser, betonte in einer Rede auf der „Islamic Finance Week“ vor kurzem, die Rolle islamischer Banken zur Überwindung der Corona-Wirtschaftskrise.
Ohne Zweifel wächst ihre Bedeutung, getrieben vom Geld der reichen arabischen Golfstaaten. Im Jahr 2019 hatten Hauser zufolge islamische Finanzinstitute weltweit 2,4 Billionen Dollar Bilanzwerte unter Verwaltung, ein Drittel mehr als 2015. Drei Viertel dieser Vermögenswerte werden von Banken verwaltet. Außerdem gibt es mehr als 1500 Scharia konforme Investmentfonds. Der Schwerpunkt liegt im Nahen Osten, in Asien und in Nordafrika.
Großbritannien, mit dem Finanzplatz London, will offenbar Teil des islamischen Bankings werden.
Die Bank of England und die Finanzaufsicht haben ihre Finanzmarktregulierung in Teilen dafür angepasst. Im Jahr 2014 begab das britische Finanzministerium die erste Scharia konforme Staatsanleihe, eine „Sukuk“, außerhalb der islamischen Welt.
Scharia konforme Banken, die Kontodienste anbieten und Vermögenswerte von 5 Milliarden Pfund verwalten, existieren bereits auf vier britischen Inseln.
Die Al Rayan Bank, BLME (Bank of London & The Middle East), Gatehouse Bank und UBL aus Pakistan. Die neue „Alternative Liquiditäts-Fazilität“ der britischen Notenbank soll ihnen entgegenkommen.Statt Zinsen für ihre Einlagen bei der Zentralbank werden die islamischen Banken einen Anteil an Gewinnen aus einem Fonds von „Sukuks“ erhalten. Die Zentralbank verwaltet den Pool für die Geschäftsbanken. Dies ist im Islamic Banking als „Wakala“-Vertrag bekannt.
Islamische Banken in Großbritannien halten ihre Überschussliquidität zumeist als Bargeldbestände. Besonders profitieren würde die Al Rayan Bank von der neuen Fazilität
Dies stütze den Ratingausblick der größten islamischen Bank in Britannien, die als einzige ein offizielles Rating hat. Al Rayan, gegründet 2004 als Islamic Bank of Britain, mit Zentralen in Birmingham und London verfügt über gut 2,2 Milliarden Pfund an Bilanzwerten. Sie erreicht einen Marktanteil von mehr als 40 Prozent beim Islamic Banking auf der Insel und hat nach eigenen Angaben mehr als 90.000 Kunden. Eine ihrer Filialen liegt im noblen Londoner Stadtteil Knightsbridge gegenüber dem Luxuskaufhaus Harrods. Seit einigen Jahren gehört Al Rayan einer staatsnahen qatarischen Bank und dem Staatsfonds in Qatar. Im Jahr 2018 hat sie die erste Scharia konforme Anleihe in Großbritannien begeben, die mit Häuserhypotheken als Pfand unterlegt ist. Diese sind formell als Hausbaubeteiligungen gestaltet.
Al Rayan soll Verbindungen zu islamistischen Vereinen und zu Terrororganisationen haben. “Recherchen der „Times“ ergaben, dass Organisationen wie HHUGS, die Familien von Terrorverdächtigen im Nahen Osten unterstützt, oder die Londoner Finsbury-Park- Moschee mit Verbindungen zur Hamas Konten bei Al Rayan haben”.
Quelle; FAZ
U.Br.