Zehn Moscheegemeinden haben bisher ihr Interesse bekundet, den akustischen Machtanspruch des Politischen Islam durch die Straßen erschallen zu lassen.
In einem Modellversuch dürfen alle 45 Moscheegemeinden in Köln ab sofort den höchst umstrittenen Muezzinruf ertönen lassen. Einmal wöchentlich, zum Freitagsgebet, darf zwischen 12 und 15 Uhr der Ruf für maximal 5 Minuten erfolgen. Es soll Höchstgrenzen für die Lärmbelästigung geben, die abhängig gemacht werden von der Lage der Moschee. Obendrein sollen die Anwohner zumindest darüber informiert werden, dass sie nun wöchentlich lautstark dazu aufgefordert werden, sich dem Politischen Islam und damit der Scharia zu unterwerfen.
Bisher handelte es sich um informelle Anfragen der Moscheegemeinden. Einen formellen Antrag hat noch keine der 35 Moscheen gestellt. Die Zentralmoschee der DITIB an der Venloer Straße hat noch keine informelle Anfrage gestellt. Beim Bau der DITIB-Moschee in Ehrenfeld war es allerdings Teil der Vereinbarung, den Muezzinruf nicht ertönen zu lassen. Der damalige Oberbürgermeister Fritz Schramma machte den Verzicht zum akustischen Machtanspruch zur Bedingung für eine Baugenehmigung, wie die Presse berichtet.
Scharfe Kritik am Muezzinruf kommt von der Arbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland. Deren Präsident, der CDU-Politiker Ali Ertan Toprak, sagt: Viele liberale Kulturmuslime warnten vor einer „sichtbaren und hörbaren Ausbreitung des politischen Islam in Deutschland“. Weiter führt er aus:
In vielen Moscheen werde Intoleranz gegenüber der christlichen Mehrheitsgesellschaft gepredigt. „Konservative Muslime lehnen zunehmend selbstbewusst Weihnachtsfeiern in deutschen Kitas oder den schulischen Kirchenbesuch ab, obwohl sie sich freiwillig für ein Leben in einem christlich geprägten Land entschieden haben“, so Toprak. Gleichzeitig forderten sie mehr Akzeptanz für ihre Religionsausübung. Das passe nicht zusammen.
Der ägyptisch stämmige Publizist und Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad erklärte, der Muezzinruf werde „Islamisten beflügeln, gerade in Köln, wo die meisten Salafisten und die meisten Erdogan-Anhänger Deutschlands leben.“ Er betonte zudem, dass die „Analogie zum Läuten von Kirchenglocken falsch sei, weil der Glockenklang – anders als der Muezzinruf – keine direkte Botschaft oder Ideologie transportiere.“
Die Frauenrechtlerin Seyran Ates findet ebenfalls harsche Worte:
Nach den Worten der Rechtsanwältin und Mitbegründerin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, Seyran Ates, ist die Kölner Entscheidung „für liberale Muslime und Ex-Muslime ein harter Schlag“. Sie sei „voller Heuchelei und Anbiederung an eine freiheitsfeindliche Form des Islam“. Der Gebetsruf stehe für eine patriarchalische Tradition im Islam, die es jahrhundertelang geschafft habe, Frauen vom Freitagsgebet und aus Moscheen auszuschließen.
Zustimmung kam hingegen vom EKD-Ratsvorsitzenden, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. „Wenn das in Köln als integrativer Teil eines religiösen Lebens gesehen wird, dann ist dagegen nichts zu sagen“.
Der Kölner Gernd Buurmann stellte indessen eine Anfrage an die Stadt Köln, ob er einen atheistischen Gebetsruf über die Dächer der Stadt Köln erschallen lassen dürfe.
„Auf zur Ketzerei! Allah ist nicht groß! Es gibt keinen Gott, auch nicht Allah. Allah ist nicht groß! Ich glaube, dass es keinen Gott gibt, auch nicht Allah. Ich erkläre, dass Mohammed kein Gesandter Gottes war. Lasst das Gebet! Auf zum besten Zweifeln! Auf zur Ketzerei! Allah ist nicht groß! Es gibt keinen Gott, auch nicht Allah.“
Auf Philosophia Perennis ist zu lesen, dass die Stadt mit einer Antwort völlig überfordert war. Es erging eine nichtssagende Antwort.
Unterdessen haben Aktivisten der Bürgerbewegung PAX EUROPA e.V. etliche tausend Flyer zum Thema Muezzinruf in Köln verteilt.
Die Flyer können über die BPE bezogen werden. https://paxeuropa-bpe.de/flyer/
Für den kommenden Samstag, den 30. Oktober 2021, ist von der BPE eine Mahnwache zum Thema Muezzinruf in Köln geplant. Die Mahnwache soll in der Zeit von 11-15 Uhr vor dem Hauptbahnhof in direkter Nähe zum Dom stattfinden. Das Motto der Mahnwache lautet:„Demokratie und Menschenrechte schützen! NEIN zum Muezzinruf!“. Unterstützung vor Ort ist willkommen. Interessierte haben die Möglichkeit, sich ausgiebig mit Infomaterial einzudecken.
Quelle Kölner Stadt Anzeiger
Ulrike Braukmann