IS-Kinder: Wir werden Euch schlachten!

Symbolfoto:Von thomas koch/shutterstock

„Wir werden Dich töten, indem wir Dich schlachten. Wir werden Dich schlachten“, sagt der rund 10 Jahre alte Junge auf Arabisch. Mit ruhiger Stimme blickt er dabei direkt in die Linse der Kamera des Sky-Reporters. Zuvor hat er einen Koran-Vers zitiert und den Reporter samt Team aufgefordert, ihre Sünden zu bereuen. Der kahlgeschorene Junge mit dem stechenden Blick ist einer von rund 70.000 Insassen des größten nordsyrischen Flüchtlingslagers al-Hol. Es ist Heimstätte für radikale IS-Anhängerinnen und ihre Kinder. Von hier holte die Bundesregierung im August vier „junge Waisenkinder“ zurück nach Deutschland und übergab sie der Obhut ihrer Familien. Und dazu heute noch „gute“ Nachricht aus der Türkei: Acht IS-Kämpfer werden nach Deutschland abgeschoben.

Die Bundesregierung sieht junge Waisenkinder als „das geringste Sicherheitsrisiko“ an: Sie hätten nicht gekämpft und es bestehe die Hoffnung, dass sie in Deutschland keine Radikalisierungskarriere einschlagen würden, glaubt man in Berlin laut Welt. Doch wenn man die beunruhigende aktuelle Reportage von Sky News sieht, können Zweifel durchaus angebracht sein. Denn auch in den Köpfen der Kleinsten hat sich die Idee vom IS-Kalifat, dass die Welt erobert und die Ungläubigen ohne jede Gnade tötet, festgesetzt, wie das Beispiel des Jungen zeigt.

„Ich habe mir das Filmmaterial jetzt immer und immer wieder angesehen. Weiß er, was er sagt? Glaubt er es? Hat er gesehen, wie andere geschlachtet wurden? Wie heilt man einen jungen Geist, der so kaputt ist?“ fragt der Reporter ernst nach der Begegnung mit dem Allahgläubigen Jungen, die er als „flüchtig, eiskalt und zutiefst traurig“ beschreibt.

Trotz des Todes ihres Anführers Abu Bakr Al-Baghdadi im vergangenen Monat findet in dem hauptsächlich von IS-Kämpferfrauen und ihren Kindern bewohnten Lager al-Hol kein Umdenken statt. Vollverschleiert bis über die letzte Haarspitzen verlieren sie nicht den Glauben an ihren Islamischen Staat, der weltumfassend herrschen soll.

„Der islamische Staat ist noch da! Der islamische Staat ist noch da! „, schreit eine Frau im schwarzen Niqab in die Kamera. Daran ändere der Tod des 48-Jährigen IS-Mörders und Anführers nichts. Eine Frau aus Paris ist ebenfalls unbeeindruckt: „Wir haben an ihn geglaubt, also sind wir [ins Kalifat] gekommen … und hier sind wir. Jedenfalls ist er tot. Sie wissen, dass es im Islam ein Leben nach dem Tod gibt. Ein anderer wird kommen“, so die Frau: „Inschallah“ – so Gott will.

Al-Hol sei „der perfekte Inkubator für die Reformation des IS. Im Grunde ist das Lager bereits ein neues Minikalifat“, resümiert der Sky-News Reporter Mark Stone, der u.a. auf Frauen und Kinder aus Australien, Finnland, Russland, Bosnien, Frankreich, China und Usbekistan traf, die in einer separaten „Ausländerabteilung“ untergebracht sind. Rund 10.000 sollen es sein. Messerstechereien seien an der Tagesordnung und auch Morde habe es bereits gegeben, heißt es.

Die Kinder dort kennen nur die schwarz vermummten Frauen, die sie beaufsichtigen. Und die sind überzeugte Anhängerinnen des einzig „wahren Islam“ und machen auch keinen Hehl daraus:“Glaubst Du noch an den IS?“, fragt Mark Stone eine der Frauen. „Ja, selbstverständlich. Warum sollte sich das ändern? Sie behandeln uns hier wie Tiere“, klagt sie. „Ihr habt andere wie Tiere behandelt. Ihr habt ihnen die Köpfe abgeschnitten, sie lebendig verbrannt, oder etwa nicht?“, entgegnet Stone. „Es steht so im Koran“, so ihre lapidare Antwort.

Unweit von al-Hol werden tausende männliche ehemalige IS-Kämpfer von den Kurden in Gefängnissen festgehalten. Vielen von ihnen sei inzwischen die Flucht gelungen. Nur wenige Tage nach der türkischen Invasion sind kurdischen Angaben zufolge auch hunderte IS-Frauen samt ihrer Kinder aus einem anderen Lager in der Stadt Ain Issa nahe der Grenze geflohen. Sind sie auf dem Weg nach Europa? Keiner weiß es.

Hinter einem einfachen Zaun leben in al-Hol Menschen, die bei nächster Gelegenheit  den Islamischen Staat wieder errichten wollen neben denjenigen, die vor ihm geflohen sind. Einige IS-Kämpferfrauen behaupten zwar, nicht mehr an die Idee des Daesh zu glauben, aber ob das wirklich wirklich ernst gemeint sei, könne er nicht sagen, so Reporter Mark Stone. Das sich in diesem Lager Muslime weiterhin radikalisieren, daran besteht laut dem kleinen Kontingent von kurdischen Frauen und Männern, die das riesige Lager bewachen, kein Zweifel.

Al-Hol sei ein zutiefst beunruhigender Ort, an dem radikalisierte IS-Ehefrauen in ihre schwarzen Niqabs gekleidet, behaupten, die reinste Form des Islam zu repräsentieren. Zusammen mit Kindern, die nichts anderes kennen, inmitten von Hass und Gewalt gelebt haben, teilweise den Umgang mit Waffen lernten und deren Vorbilder ihre kämpfenden muslimischen Väter sind.

Die Bundesregierung scheint mit ihren „Waisenrückführungen“ wie immer vom Besten auszugehen: Neben den im August geholten Kindern aus dem al-Hol Lager seien laut einem Bericht der „New York Times“ bereits 15 Kinder von IS-Eltern aus dem Irak nach Deutschland zurückgebracht worden.

Außenminister Heiko Maas (SPD) kündigte im Sommer an, weitere Kinder von IS-Kämpfern nach Deutschland bringen zu wollen. Schließlich könnten die Kinder nicht für die Taten ihrer Eltern verantwortlich gemacht werden, so der naive Bessermensch Heiko Maas.

Für den Sky Reporter Mark Stone ist nach seinem Besuch jedenfalls klar: al-Hol ist der Ort, der die Regierungen auf der ganzen Welt zutiefst beunruhigen sollte.

Der Sprecher des Innenministeriums, Ismail Catakli an, noch am heutigen Montag werde der erste von acht Kämpfern des Islamischen Staates nach Deutschland abgeschoben.  Die restlichen sieben IS-Kämpfer mit deutschem Pass sollen ihm bereits am Donnerstag folgen. Zurück nach Hause geht es heute auch noch für einen Dänen, berichtet die Welt.

 

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