Dieses unfassbare Mord-Attentat in einer Mädchen-Tanzschule in Southport erschütterte England und ließ Menschen in der ganzen Welt fassungslos werden: ein 17-jähriger drang am 29. Juli dieses Jahres in das Gemeindezentrum des nördlich von Liverpool gelegenen Städtchens ein, wo ein Tanz- und Yoga-Workshop für Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren stattfand. Dort ermordete er drei Mädchen im Alter von 6, 7 und 9 Jahren und verletzte acht weitere Mädchen sowie zwei Erwachsene zum Teil schwer. Der Täter heißt Axel Rudakubana (Titelbild: Gerichtsskizze, veröffentlicht von „The Guardian“ am 29.10.24) und ist Sohn von Einwanderern aus Ruanda.
Jeder normal denkende Mensch fragte sich: WARUM tötete er völlig unschuldige kleine Mädchen, die nur zu Musik tanzen wollten?
Was als erstes stutzig machte, war das Thema dieses Tanz- und Yoga-Workshops: es lautete „Taylor Swift“. Die US-Künstlerin ist ganz offensichtlich ins Visier von islamistischen Terroristen geraten, denn auch die drei geplanten Konzerte kurz darauf in Wien mussten wegen akuter Terrorbedrohung abgesagt werden. Ein Islamist, der zuvor dem „Islamischen Staat“ die Treue geschworen hatte, wollte Anfang August mit einem sprengstoff-beladenen Fahrzeug in die Menge von Fans fahren und sich dort in die Luft jagen. Im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion wären 60.000 Fans und davor weitere zehntausende Musikbegeisterte gewesen. Der Spiegel schreibt, es sei geplant gewesen, „ein großes Blutbad anzurichten“.
Der stellvertretende Direktor des CIA, das die Anschlagspläne aufgedeckt hatte, sagte laut Tagesspiegel auf einem Geheimdienstgipfel in Washington:
„Sie hatten vor, eine riesige Anzahl von Menschen zu töten – da waren Zehntausende auf diesem Konzert“
Islamistische Terror-Anschläge auf Musikkonzerte haben eine lange Tradition, schließlich ist Musik im radikalen Politischen Islam „haram“, das heißt verboten und gilt als Sünde. Verheerend waren die Terror-Anschläge auf das Bataclan in Paris am 13. November 2015 mit 130 Toten und 683 Verletzten, darunter 97 Schwerverletzten, auf das Ariana Grande-Konzert am 22. Mai 2017 in Manchester mit 23 Toten, darunter auch ein achtjähriges Kind, und über 800 Verletzten, darunter zwölf jünger als 16 Jahre sowie am 22. März dieses Jahres auf die Crocus City Hall in Krasnogorskin bei Moskau mit 144 Toten und 360 Verletzten.
Der „Standard“ berichtet über die vielschichtigen Gründe dieser islamistischen Terror-Anschläge auf Konzertveranstaltungen:
Das Popkonzert als Massenevent ist eines der Verständigungsmittel der liberalen, offenen Gesellschaft. Es setzt auf Übereinkunft im Amüsement, im Hedonismus, in der Feier des Lebens, auch im Konsum, sei dieser nun alkoholisch, lukullisch oder im Sammeln von Merchandise-Artikeln begriffen. Es gilt auch der Regelbruch auf Zeit. Menschen dürfen unabhängig von ihrer Identität und gesellschaftlich zugeordneten Rolle singen, schreien, einmal ganz aus sich herausgehen. All das stört den Islamismus, all das will eine lustfeindliche, von Jenseits- und Todestrieb geprägte Ideologie bekämpfen.
Und schließlich geht es bei Terrorismus immer auch um das Spiel mit der Aufmerksamkeit. Dort zuschlagen, wo die halbe Welt hinschaut, war und ist immer ein Rezept. Unberechenbar bleibt die Sache dennoch. Denn es traf in der Vergangenheit auch bereits völlig beliebige Konzerte, wie sie täglich stattfinden. In einer Tragödie endete 2015 der IS-Anschlag auf die Pariser Konzerthalle Bataclan. Attentäter eröffneten bei einem Konzert der Rockband Eagles of Death Metal das Feuer, 130 Menschen wurden getötet, hunderte verletzt. Im März dieses Jahres starben bei einer Attacke auf ein Konzert nahe Moskau ebenso viele Personen.
Bei der Auswahl der Ziele schwingen immer wieder auch frauenfeindliche Motive mit: 2017 sprengte sich bei einem Konzert der besonders bei weiblichen Jugendlichen beliebten Sängerin Ariana Grande in Manchester ein Islamist in die Luft – er riss 22 Menschen mit in den Tod. Und vor einer Woche erst erstach in Nordengland ein 17-Jähriger drei junge Mädchen, die an einem Taylor-Swift-Tanzkurs teilgenommen hatten.
In der Wohnung des Mord-Attentäters von Southport wurde, wie am Dienstag „The Guardian“ meldete, ein Al-Qaida-Handbuch für die Verübung von Terrortaten gefunden. Titel: „Military studies in the Jihad against the Tyrants – the al-Qaida training manual“ – „Militärstudien im Dschihad gegen die Tyrannen – das Ausbildungshandbuch der Al-Qaida“
Außerdem besaß der Dreifach-Mörder das hochwirksame Gift Rizin, das islamistische Terroristen immer wieder für Anschläge verwenden wollten. So wurde schon 2001 in ehemaligen Al-Qaida-Behausungen in Kabul eine Anleitung zur Herstellung von Rizin gefunden. 2018 hatten Islamisten in Köln eine große Menge Rizin bei sich, das laut Süddeutscher Zeitung rein rechnerisch für insgesamt 27.000 Tote und Verletzte gereicht hätte. Kein Wunder, denn Rizin gilt als eines der tödlichsten Gifte der Welt.
Axel Rudakubana wird nun wegen Terrorismus und Besitz von Bio-Waffen angeklagt. Laut Bild hat er bisher vor dem Liverpool Crown Court noch kein Wort gesagt, nicht einmal, als er gebeten wurde, seinen Namen zu bestätigen. Trotz der neuen Erkenntnisse will die Polizeipräsidentin von Merseyside, Serena Kennedy, den Anschlag auf die Mädchen-Tanzschule (noch) nicht als Terror bewerten:
„Zurzeit hat die Anti-Terror-Polizei den Anschlag vom Montag, den 29. Juli, nicht als terroristischen Vorfall eingestuft. Mir ist bewusst, dass die neuen Anklagen zu Spekulationen führen können. Damit ein Fall als terroristischer Vorfall eingestuft werden kann, muss ein Motiv nachgewiesen werden.“
Die diversen Motive sind in diesem Artikel aufgelistet. Auch „Tichys Einblick“ hat für diese Ignoranz der Ermittlungsbehörden nur Ironie übrig:
Rudakubana wird vorgeworfen, ein Al-Qaida-Handbuch für die Verübung von Terrortaten zu besitzen. Allerdings wird die Attacke von Southport, bei der er drei kleine Mädchen im Alter von sechs bis neun Jahren mit Messerstichen tötete und acht weitere sowie zwei Erwachsene verletzte, deshalb noch immer nicht als Terrortat eingestuft, wie die Polizei mitteilte. Denn – und diese Begründung soll offenbar stechen – am Tatort habe man kein Rizin gefunden, wie die Polizeichefin von Merseyside Serena Kennedy mitteilte. Außerdem hatte man natürlich auch keine Blätter aus dem Terrormanual der Bin-Laden-Truppe gefunden – zu dumm auch. Nicht jeder Übeltäter kann gleich alle Hinweise am Tatort verstreuen.
Diese Öffentlichkeitsarbeit der englischen Polizei sieht angesichts der vorliegenden Fakten verdächtig nach Vertuschungsversuchen aus. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Islamisten Axel Rudakubana wegen dreifachen Mordes und zehnfachen Mordversuches soll am 20. Januar 2025 beginnen. Man darf gespannt sein, was dort an weiteren Erkenntnissen zutage tritt.