Der Tempel Gurdwara Nanaksar der Sikh-Gemeinde an der Bersonstraße im Essener Nordviertel wurde im 16. April 2016 durch einen Bombenanschlag zerstört.
Der Sprengsatz detonierte während einer Hochzeitsfeier. Ein indischer Priester wurde damals schwer verletzt. 2 weitere Personen erlitten leichtere Verletzungen. Der islamische Terroranschlag wurde von drei, zur Tatzeit 16-jährigen Moslems, dilettantisch ausgeführt. Das verhinderte, dass es, wie beabsichtigt, viele Opfer gab. Der Tempel war wegen der Hochzeit gut besucht, vor allem von Familien mit Kindern.
Als Haupttäter gilt Yussuf T., ein in Gelsenkirchen aufgewachsener Türke. Das Landgericht Essen verurteilt ihn im März 2017 zu sieben Jahren Jugendstrafe, unter anderem wegen versuchten Mordes und der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion.
Der IS Anhänger und „Gotteskrieger“ Yussuf T.sprach im Gefängnis mit seinem Anwalt Benecken über seine Absichten. Zunächst wollte das Trio einen Anschlag am Hauptbahnhof in Essen verüben.
„Ich habe gesagt, dass wir auf dem besten Weg sind, Mörder zu werden. Vielleicht sterben dort durch unsere Tat Muslime. Deshalb sind wir weitergelaufen. Dann wollte mein Freund das Ding am Einkaufszentrum Limbecker Platz ablegen. Wir waren bereits im Einkaufszentrum mit der Bombe. All die kapitalistischen Läden und die Menschenmassen schienen uns zunächst als perfektes Ziel. Wir haben überlegt, die Bombe nahe einem Aufzug zu platzieren. Aber ich habe dann zu bedenken gegeben, dass auch hier Muslime Opfer unserer Bombe werden könnten. Der Anschlag sollte aber nur Ungläubige treffen, deshalb sind wir aus dem Einkaufszentrum wieder raus. Dann sahen wir den Sikh-Tempel. Da habe ich gesagt: Hier, das ist es“, berichtet der Gelsenkirchener.
Während einer Hochzeitsfeier nahm der islamische Terrorist den Sprengsatz aus seinem Rucksack und deponierte diesen vor der Eingangstüre. Dann betätigte Yussuf T. den Auslöser des Sprengsatzes. Durch die Druckwelle wurde die gläserne Eingangtüre des Tempels zerstört. Umherfliegende Splitter verletzen 3 Personen, darunter den Priester.
Die 3 Moslems haben danach den Tatort verlassen. Sie begaben sich zum Limbecker Platz, ihr ursprüngliches Terrorziel, und verzehrten dort in Seelenruhe einen Döner. Yussuf T. offenbarte sich wenige Tage später seiner Mutter. Danach stellte er sich selbst der Polizei.
Im Gefängnis zeigte sich der Attentäter anfangs unkooperativ.
Er machte keinen Hehl aus seiner Verachtung der hiesigen Gesellschaft. Kaum in Untersuchungshaft, fingen die Probleme an. Er soll auch in der JVA Iserlohn für den IS geworben haben. Zellendurchsuchungen und abgefangene Briefe zwischen Yusuf T. und seinen Mittätern fördern kompromittierendes Material zutage. Auch in der U-Haft gibt der junge Mann demnach zunächst den Amir, den Anführer der Terrorzelle.
Später will Yussuf T. zur Einsicht gekommen sein. Er holte seinen Schulabschluss nach und absolvierte eine Ausbildung. Yussuf T. sagte als Kronzeuge gegen IS-Anführer in Deutschland aus.
Hasan C.Inhaber eines Duisburger Reisebüros, habe ihn darin bestärkt, einen Anschlag auszuführen. Er habe als inoffizieller Anführer einer Gruppe von radikalisierten Jugendlichen gedient und den IS verherrlicht, er habe in einem Rekrutierungsnetzwerk eine wichtige Position innegehabt.Hasan C., dessen Islam-Unterricht in einem Duisburger Reisebüro er regelmäßig besuchte, habe von seinen Anschlagsplänen gewusst – wenn er wohl auch keine Details kannte.
Im Islamunterricht seinen Videos gezeigt worden von Kriegshandlungen und Anschlägen.
Gegen Ahmad Abdulaziz Abdullah Abdullah genannt Abu Walaa sagte Yussuf T. ebenfalls aus. Der salafistische Prediger gilt als mutmaßlich höchster Vertreter der Terrororganisation Islamischer Staat in Deutschland. Am 24. Februar 2021 wurde er wegen Unterstützung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung schuldig gesprochen und zu einer Freiheitsstrafe von zehneinhalb Jahren verurteilt. Abu Walaa reiste 2001 als Asylant nach Deutschland ein. Er predigte in der 2012 gegründeten Moschee des „Deutschsprachigen Islamkreises Hildesheim e. V.“ (DIK). Der Verein wurde zwischenzeitlich verboten.
Wenn Yusuf T. heute an die „Gehirnwäsche“ in den geheimen Koranschulen in Dortmund und Duisburg denke, in der ihm die Dschihad-Ideologie eingebläut worden sei, werde er wütend, berichtet sein Advokat. „Die haben mir mein Leben versaut, die haben aus einem Jugendlichen einen Bombenleger gemacht“, zitiert Benecken seinen Mandaten.
Am 19. April 2022 wurde Yussuf T. direkt aus der Haftanstalt in seine Heimat Türkei abgeschoben.
Quelle WAZ.
Ulrike Braukmann