Die Grüne Liste im Integrationsrat der Stadt Gelsenkirchen und die Fraktion Bündnis90/Die Grünen haben beantragt den islamischen Gebetsruf zuzulassen. Auch nach der Pandemie, wöchentlich zum Freitagsgebet.
Der Integrationsrat ist ein Gremium, dass nicht von allen Bürgern in Gelsenkirchen demokratisch legitimiert wurde.
Der Integrationsrat ist die politische Interessenvertretung aller Migrantinnen und Migranten in der Stadt. Er ist ein Fachgremium, in dem alle integrationspolitisch relevanten Themen behandelt werden können. Die Beratungsergebnisse werden vom Rat und seinen Ausschüssen als eine wichtige Unterstützung angesehen.
Das Gremium hat eine beratende Funktion. Politische Entscheidungen, die alle Bürger betreffen würden, darf der Integrationsrat nicht beschließen. Trotzdem sollte der Integrationsrat entscheiden, ob der Muezzinruf in Gelsenkirchen erlaubt wird. Im Integrationsrat wurde darüber kontrovers und heftig gestritten. Vor allem darüber, ob jetzt schon über die Thematik entschieden oder debattiert werden sollte.
Der “interkulturelle Arbeitskreis” in Gelsenkirchen hat bereits Anfang Dezember 2020 die Verwaltung beauftragt das Vorhaben zu prüfen.
Getragen wird der Antrag von den evangelischen, katholischen Kirchen sowie von der Jüdischen Gemeinde vor Ort.
Mit 14:13 Stimmen wurde beschlossen, die Prüfung durch die Stadt Gelsenkirchen abzuwarten. Andere kommunale Gremien sollen nun ebenfalls in die Entscheidung mit eingebunden werden.
Sascha Kurth (CDU) sieht in dem Antrag “Potenzial die Stadtgesellschaft” zu spalten. Ralf Hauk ( SPD) begrüße die Entscheidung zur Vertagung ebenfalls.
Bündnisgrüne (Ilayda Bostancieri, Derya Halici), FDP (Fabian Urbeinczyk) sowie WIN (Bayram Coskun) und auch die AfD (Enxhi Seli-Zacharias) drängten dagegen auf Abstimmung über den Antrag.
Die Bündnisgrünen und Win behaupten, der Muezzinruf fällt unter die Religionsfreiheit. Daraus resultiere eine Toleranz gegenüber verschiedenen Religionsgemeinschaften.
Wenn der Beschluss kommt, müssen sich die Bürger den Muezzinruf eben anhören.
„Auch der Islam ist von Religionsfreiheit geschützt. Wenn der Beschluss kommt, müssen sich die Bürger den Muezzinruf eben anhören“, sagte Ilayda Bostancieri.
Klare Worte fand die AfD. Enxhi Seli-Zacharias sprach von einer „Nötigung für die Bürger“ und „Wählerfischerei im Superwahljahr“. Der Antrag grenze an Perfidie.
Nach dem Willen der Grünen sollte der Gebetsruf gleich an zwei Standorten im Stadtgebiet erfolgen. Derya Halici, direkt gewählte Grünen-Vertreterin im Integrationsrat glaubt, dass unter coronabedingten Schließungen von Moscheen gerade ältere Menschen leiden.
Moscheen dürfen, ebenso wie Kirchen, unter Auflagen öffnen und Gottesdienste abhalten.
Ilayda Bostancieri, Stadtverordnete und Mitglied im Integrationsausschuss ergänzt:
„Wir Grüne wünschen uns ein akustisches Band der Solidarität. So wie ein zusätzliches Kirchenglockengeläut während der Pandemie ermöglicht wurde, wünschen wir uns den Gebetsruf Ezan als Zeichen des Zusammenhaltes der Menschen in Gelsenkirchen.”
Nach den Vorstellungen der Grünen soll der Muezzinruf auch nach der Pandemie möglich sein. Langfristig fordern sie einen wöchentlichen Gebetsruf zum Freitagsgebet zu erlauben.
Der internationale Arbeitskreis hatte bereits bei der ersten Corona-Welle den Muezzinruf beantragt. Der langjährige Gelsenkirchener Oberbürgermeister Frank Baranowski hatte damals abgelehnt.
Den Zusammenhalt aller Religionsgemeinschaften in der Krise stärken zu wollen, sei zwar nachvollziehbar, man müsse einen solchen Vorschlag aber erst unter “ausgiebiger Beteiligung der Stadtgesellschaft” diskutieren, hieß es damals vom OB.
Die Grünen hoffen nun, nachdem Baranowski nicht mehr zur Wahl angetreten ist, ihr Vorhaben durchzubringen. “Jetzt hoffen wir, die Debatte auf der politischen Ebene zu führen und zu öffnen”, sagte Derya Halici.
WAZ Redakteur Sinan Sat äußerte sich in einem Kommentar zur Sache.
Sinan Sat sieht in dem Wunsch nach einem Gebetsruf, die Toleranz der Gesellschaft überstrapaziert
Für ihn hat auch der Pluralismus seine Grenzen.
So spannend vielseitige Subkulturen sein können, so fragil ist dieses Gebilde auch – denn es verlangt gegenseitige Rücksichtnahme. Denn gerade auch der Pluralismus hat seine Grenzen, seine Regeln. Toleranz, Verständnis und Respekt sind keine Einbahnstraßen.
Lesen sie den ganzen Kommentar hier
In diesem Video wird der Muezzinruf erklärt:
U.Br.
Quelle: WAZ 29.01.2021
Quelle: WAZ 27.01.2021
Quelle WAZ 09.10.2020
Die Bürgerbewegung PAX EUROPA e.V. bietet Flyer zum Verteilen an.