„Ich stech hier alle ab“ – 19-jähriges Clan- Mitglied mit beeindruckendem Vorstrafenregister

Symbolfoto: Shutterstock

Diese Clan-Karriere hat es in sich. Bereits 72 Straftaten mit gerade mal 19 Jahren. Die erste Tat beging der Deutsch-Libanese im Alter von 11 Jahren.

Bereits die Klassenlehrerin wurde von ihm bedroht. „Als ob ich Angst vor Ihnen hätte. Ich steche hier alle ab. Ich hau Sie kaputt“. So begann die „Karriere“ des Intensivtäters. 24 Straftaten gingen allein im letzten Jahr auf das Konto des  Kriminellen aus dem Clan-Milieu.

Der im Ruhrgebiet lebende Mann begeht bereits im zarten Alter von 11 Jahren seine erste gefährliche Körperverletzung. Gemeinsam mit anderen kriminellen Clan-Mitgliedern, allesamt im gleichen Alter.

Bevor er 14 Jahre alt, und damit strafmündig ist, ist die Liste der begangenen Straftaten bereits sehr lang. Ladendiebstähle, Einbruch in eine Schule, Raub, Bedrohung von Mitschülern mit einem Messer und ein Angriff auf die Klassenlehrerin mit Körperverletzung. Alles vor Vollendung des 14. Lebensjahres.

Falls er mal in der Schule auftaucht, fällt er dort negativ auf. So bespuckte er seinen Sportlehrer. Die Versetzung an eine Förderschule, aufgrund des aggressiven Verhaltens des Schülers, scheitert.

Früh zeigt sich, dass der Junge die typischen Clan-Machtansprüche verinnerlicht hat. Mit seinen Freunden kontrolliert er „sein Gebiet“, und macht klar „wer dort das Sagen hat“

Mit Erreichen der Strafmündigkeit häufen sich die Delikte noch. Bandendiebstähle, mehrere gefährliche Körperverletzungen sowie eine räuberische Erpressung schlagen jetzt zu Buche. Der gerade mal 14-Jährige kommt auf 14 Straftaten in nur einem Jahr. Nun kann er erstmals verurteilt werden. Es kommt zu seiner ersten Freiheitsstrafe.

Die Strafe zeigt keinerlei Wirkung. Er begeht weiterhin Straftaten wie am Fließband. Als da wären: gefährliche Körperverletzung, schwerer Raub, Drogendelikte. Eine Tat mit einem Familienmitglied kommt hinzu.

Aus seiner Familie sind einige Mitglieder straffällig. Von 6 Kindern sind 3 Polizeibekannt. Ihnen werden Rohheitsdelikte, Eigentumsdelikte und Rauschgiftdelikte zur Last gelegt. Ein Bruder erhielt 2017 eine Haftstrafe.

Der Vater ist Libanese, in Beirut geboren. Bei der Mutter ist die Staatszugehörigkeit ungeklärt. Was im Klartext heißt, sie kann sich nicht erinnern, wo sie oder ihre Eltern geboren wurden. Der Vater ist der Polizei unter anderem, wegen gefährlicher Körperverletzung bekannt. Die Mutter ist hochaggressiv und erhielt, nach einer Auseinandersetzung mit der Lehrerin, Hausverbot in der Schule.

Woher stammen die Clans?

Wenn die Rede von kriminellen Araber-Clans ist, sind meist Mitglieder von Großfamilien mit türkisch-arabischen Wurzeln gemeint. In Deutschland gehören nach Schätzungen des Bundeskriminalamts (BKA) rund 200.000 Menschen zu solchen Großfamilien.

Die meisten von ihnen sind nicht kriminell. Manche aber haben sich zu mafiösen Gruppierungen zusammengeschlossen, nutzen familiäre Strukturen für kriminelle Geschäfte.

Sie leben häufig in einer abgeschotteten Parallelwelt, erkennen staatliche Strukturen nicht an. Straftaten werden zu internen Probleme erklärt, die innerhalb der Familien von sogenannten Friedensrichtern geregelt werden.

Viele haben eine türkische (12 Prozent) oder libanesische (17 Prozent) Staatsangehörigkeit, 51 Prozent haben eine deutsche Staatsangehörigkeit, sechs Prozent sind staatenlos.

Ausweisungen von Intensivtätern sind entsprechend schwierig

Bei dem, inzwischen 19-jährigen Intensivtäter, reiht sich Straftat an Straftat. Fahren unter Drogeneinfluss, Fahren ohne Führerschein, Urkundenfälschung und fahren mit einem gefälschtem Führerschein. Bei Verkehrskontrollen versucht er seine Identität zu verschleiern. Als die Polizei ihn einmal anhält, kommt es zu tumultartigen Szenen. Familienmitglieder rotten sich zusammen und versuchen die polizeilichen Maßnahmen zu unterbinden. Um die Situation klären zu können, müssen die Beamten Unterstützung anfordern.

Wegen gewerbsmäßigem, unerlaubtem Handel mit Betäubungsmitteln wird das Clan-Mitglied 5 mal verurteilt. 7 mal gibt es eine Verurteilung wegen gemeinschaftlichem Raubes. Wegen vorsätzlichen Fahrens ohne Führerschein in 5 Fällen und Urkundenfälschung in 2 Fällen, verbüßt er zurzeit eine Haftstrafe von 2 Jahren und 5 Monaten.

Thomas Jungblut vom LKA NRW sagt: „Das ist sicher ein sehr prägnantes Beispiel“. Am Montag wurde das Lagebild zu den kriminellen Clans in NRW vorgestellt. Von Mehrfachstraftätern werden 27 % der Taten begangen.

Die Initiative „Kurve kriegen“ des Landes NRW  setzt bei den Intensivtätern an. Bereits seit 2011 kümmert sich die Initiative um straffällig gewordene Kinder und Jugendliche. Das Programm wurde nun auf das Clan-Milieu ausgeweitet.

In Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen und Recklinghausen kümmern sich Experten um insgesamt 21 Kinder und Jugendliche aus Clan-Familien.

Laut LKA Ermittler Jungblut, soll der Verfolgungsdruck weiterhin hochgehalten werden. „Keine Prävention ohne Repression“. Das ist die Devise.

Denn Abschiebungen wie im Fall Miri sind in den meisten Fällen schwierig. „Abschieben ist eine besondere Herausforderung, besonders schwer ist es nach Syrien und in den Libanon. Zumal viele hier geboren und groß geworden sind“, so der LKA-Mann.

Quelle: WAZ

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